Die (soziale) Mode steht auf Rot. Die des OGBL, der seine Position als führende Gewerkschaft im Großherzogtum nach den Sozialwahlen behaupten konnte. Auch wenn einige Ergebnisse bei den Betrieben mit mehr als 15 Arbeitnehmern (wo am 12. März die Personalvertreter gewählt wurden) noch bestätigt werden müssen, verfügt die von Nora Bach geführte Formation bereits über einen großen Vorsprung und konnte etwas mehr als ein Viertel der zu vergebenden Plätze (26%) für sich beanspruchen.

Es ist anzunehmen, dass sich die Einmischung in die Tripartite während der Covid-Krise und die entschiedenen Stellungnahmen gegenüber der neuen Linie der Regierung Frieden-Bettel (Rente, Sonntagsarbeit, Ruhezeiten, Flexibilisierung der Arbeitszeit) ausgezahlt haben. Im Übrigen hat die Nähe des LCGB von Patrick Dury zu bestimmten Ankündigungen die “grüne” Gewerkschaft zweifellos einige Stimmen gekostet. Die Arbeitnehmer und Rentner, die sich äußern sollten, gaben der Gewerkschaft nur 14 % der zu vergebenden Sitze in den Betriebsräten. Das ist ein Rückschritt.

Eines ist jedenfalls sicher: Die beiden Gewerkschaftsmaschinerien hatten für diese Wahl schwere Geschütze aufgefahren. Nie zuvor hatten so viele Kandidaten die Farben der beiden Formationen für DIE größte Wahl in Luxemburg (617.000 Wähler) vertreten. 6.124 Kandidaten für den OGBL, 4.297 für den LCGB.

Geduld für die Arbeitnehmerkammer

Selbst die neu formierte ALEBA hatte sich in der Anzahl der Bewerber “verstärkt” (1.073). Das ist logisch für eine Gewerkschaft, die aus ihrem traditionellen “Korsett” der Banken ausbricht und sich sektorübergreifend öffnet. Mit 4 % der Sitze für die “Gelben” (kaum mehr als 2019 also) ist nicht sicher, ob die Strategie noch gut in die sozialen Gewohnheiten der Bewohner und Grenzgänger eingedrungen ist.

Bei der Analyse muss aber auch hervorgehoben werden, dass die gewerkschaftlichen Kräfte nicht die einzigen sind, die die Stimme insbesondere der Beschäftigten in der Privatwirtschaft vertreten. So sind 55 % der Mitte März gewählten Personalvertreter “ohne Etikett”. Oder “aus einer Arbeitnehmergruppe stammend”, um es mit den Worten der Arbeitsinspektion (die die Ergebnisse veröffentlicht) auszudrücken.

Eine Tatsache, die dem Handwerkerverband einen Tackle an die Adresse der beiden “großen” Gewerkschaften wert ist: “Mit 14% und 8% der Personaldelegationen in Betrieben mit weniger als 100 Beschäftigten sind OGBL und LCGB in der realen Arbeitswelt absolute Randerscheinungen“.

Die 60 Mitarbeiter des Arbeitsministeriums, die mit der Auswertung der Daten betraut sind, müssen nun noch zwei bis drei Wochen warten, bis sie ihre Arbeit beendet haben. Dann werden wir wissen, wie die Gewerkschaften in der Arbeitnehmerkammer (Chambre des salariés) vertreten sind. Aber auch hier kann Nora Back beruhigt sein: Der OGBL wird die Mehrheit der Sitze behalten und sie wird den Vorsitz des Gremiums “Stimme der Arbeitnehmer” innehaben.

Der “totale Sieg” der roten Gewerkschaft lässt nun einige epische Armdrücken erwarten, insbesondere mit dem Arbeitsminister. Ein Georges Mischo, der keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass diese Aussicht der CSV-DP-Regierung ihre Reformbemühungen erschweren würde.

Es wird sich also bald zeigen, ob der “soziale Dialog” und die Suche nach Kompromissen weiterhin der von den Sozialpartnern, einschließlich des Staates, eingeschlagene Weg ist.